
Drei Spitzenforschungsprojekte sichern sich Auszeichnung als Exzellenzcluster
Die Universität Oldenburg ist auf dem Weg zur Exellenzuniversität. Das hat sie einem überragenden Erfolg bei der Festlegung der Exzellenzcluster zu verdanken.
Bereits zum dritten Mal konnten die Hörforschenden von „Hearing4all“ punkten. Die beantragte Fördersumme beträgt 53,5 Millionen Euro. Die Oldenburger*innen hatten ihren Antrag erneut gemeinsam mit Hörforscher*innen aus Hannover entwickelt. Erstmals gefördert wird der Exzellenzcluster „NaviSense“ der Oldenburger Expert*innen für Tiernavigationsforschung. Sie hatten eine Förderung in Höhe von 54,7 Millionen Euro beantragt. Gemeinsam mit der Universität Bremen war die Universität Oldenburg außerdem in der Meeresforschung mit dem Exzellenzcluster „Ocean Floor“ erfolgreich. Die beantragte Fördersumme beläuft sich auf 54,2 Millionen Euro.
„Es erfüllt uns als junge Universität mit besonderem Stolz, dass alle beantragten Exzellenzcluster die internationalen Gutachterinnen und Gutachter überzeugen konnten. Das belegt einmal mehr, dass an der Universität Oldenburg Spitzenforschung auf höchstem Niveau stattfindet“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder.
Für den Vorstand der UGO gratuliert die Vorsitzende Wiebke Schneidewind: „Diese Auszeichung ist ein toller Erfolg für die Universität Oldenburg. Sie hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Die UGO will den nun anstehenden Weg zur Exzellenzuniversität engagiert begleiten und auch – soweit möglich – finanziell unterstützen.“.
Das erfolgreiche Abschneiden in der Förderlinie Exzellenzcluster stellt zugleich die Weichen für eine mögliche Förderung als Exzellenzuniversität ab 2027. Die Universitäten Oldenburg und Bremen haben sich entschlossen, sich als Verbundpartner gemeinsam um diese Förderung zu bewerben.
Die Exzellenzcluster
Hörforschung: Hearing4all
Der Cluster verfolgt das Ziel, die Prognose, Diagnostik und Behandlung von Hörverlust zu verbessern. In zwei zurückliegenden Förderperioden seit 2012 hat Hearing4all (H4a) dabei bereits bedeutende Ergebnisse erzielt. Jetzt wird der Forschungsverbund der Universität Oldenburg mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leibniz Universität Hannover unter der Überschrift „Hearing4all.connects“ neue Forschungsdisziplinen einbinden, um das Thema Hörverlust noch umfassender zu untersuchen. So verfolgen die Forschenden in den kommenden Jahren unter anderem neue genetische Ansätze zur Vorhersage, Diagnostik und Behandlung von Hörverlust. Wie KI dabei helfen kann, mit Hörgeräten und -implantaten wichtige von unwichtigen Klangquellen besser zu unterscheiden, ist ebenfalls Forschungsgegenstand.
Außerdem wollen die Hörforschenden die Lebensrealität der Menschen noch stärker berücksichtigen. Die Bedeutung von Mehrsprachigkeit für das Hören, Untersuchungen außerhalb des Labors und der Wert des Hörens für soziale Interaktionen stehen daher im Vordergrund. Zentral bleibt auch weiterhin die enge Zusammenarbeit mit außeruniversitären Partnern, die die zeitnahe Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis unterstützten.
Im Cluster arbeiten rund 350 Menschen aus verschiedenen Disziplinen, darunter Medizinische Physik, Neurowissenschaften, Psychologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Ingenieurwissenschaften und Linguistik.
Beteiligte Fakultäten an der Universität Oldenburg:
Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften
Fakultät III – Sprach- und Kulturwissenschaften
Antragstellende Universitäten:
Universität Oldenburg (koordinierende Universität), Medizinische Hochschule Hannover, Leibniz Universität Hannover
Andere beteiligte Einrichtungen:
Hörzentrum Oldenburg gGmbH; Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA in Oldenburg; Jade Hochschule Wilhelmshaven / Oldenburg / Elsfleth; Laser Zentrum Hannover e.V.
Tiernavigationsforschung: NaviSense
Das Team von NaviSense will herausfinden, wie Tiere über große Entfernungen navigieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in den Naturschutz und neue technische Entwicklungen einfließen, etwa in Quantentechnologien oder autonomen Navigationssystemen. Das Team verfolgt dabei vier Schwerpunkte: Zum einen erforscht NaviSense die grundlegenden Mechanismen der Magnetwahrnehmung und anderer Sinne, die Tiere zum Navigieren verwenden. Untersucht werden etwa der Magnet- und Himmelskompass sowie die Verarbeitung der Sinneswahrnehmungen im Gehirn. Da der Magnetsinn von Vögeln vermutlich auf einem Quanteneffekt beruht, stehen im zweiten Schwerpunkt quantenphysikalische Phänomene im Fokus – insbesondere solche, die wie die Magnetwahrnehmung bei Raumtemperatur stattfinden. Da sich aktuelle Quantentechnologien meist nur bei extrem niedrigen Temperaturen realisieren lassen, wäre es ein großer Fortschritt, quantenphysikalische Prozesse bei höheren Temperaturen technisch nutzbar zu machen.
Im dritten Schwerpunkt nutzt das Team die Erkenntnisse der Navigationsbiologie für den Naturschutz. Wandernde Tierarten leiden besonders stark unter Klimawandel und dem Verlust von Lebensräumen, doch Bemühungen, bedrohte Spezies an geeigneten Stellen neu anzusiedeln, scheitern häufig. Ziel ist es, bessere, wissenschaftsbasierte Schutzstrategien zu entwickeln. Im vierten Schwerpunkt entwickeln und erproben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von NaviSense Modelle und Algorithmen für virtuelle und reale Robotersysteme, die von der Tiernavigation inspiriert sind – zum Beispiel Sensoren oder autonome Navigationssysteme.
Im Cluster arbeiten rund 80 Personen aus verschiedenen Disziplinen, darunter Biologie, Chemie, Physik, Informatik und Sozialwissenschaften.
Beteiligte Fakultäten an der Universität Oldenburg:
Fakultät V – Mathematik und Naturwissenschaften
Fakultät II – Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften
Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften
Antragstellende Universität:
Universität Oldenburg
Andere beteiligte Einrichtungen:
Universität Bayreuth, Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven
Meeresforschung: Ocean Floor
Im Exzellenzcluster Ocean Floor („Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“) der Universität Bremen sind Oldenburger Forschende seit 2019 als Partner eingebunden. Den jetzigen Fortsetzungsantrag stellten die Universitäten Oldenburg und Bremen gemeinsam. In dem Cluster werden sie ihre Kompetenzen bündeln, um die Rolle des Ozeanbodens für Stoffkreisläufe und Biodiversität unter sich ändernden klimatischen Bedingungen weiter zu entschlüsseln. Ziel ist auch, wissenschaftliche Grundlagen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Ozeane zu liefern.
Der Ozeanboden übernimmt als eine wichtige dynamische Schnittstelle weitreichende Funktionen für das gesamte Erdsystem. Die Forschenden nehmen Prozesse in den Blick, die globale Stoffflüsse am Ozeanboden kontrollieren. Dafür gilt es beispielsweise, die Prozesse zu entschlüsseln, die den Transport von biogenen Partikeln zum Ozeanboden und deren Umwandlung unter sich verändernden Umweltbedingungen steuern, den Transfer von Kohlenstoff und anderen Elementen zwischen Ozeanboden und Meerwasser zu bilanzieren, oder zu verstehen, wie Ökosysteme am Ozeanboden auf Umweltveränderungen reagieren. Aufgrund ihrer wissenschaftlichen und technologischen Komplexität können diese Ziele nur durch einen interdisziplinären Forschungsverbund erreicht werden.
Im Cluster arbeiten rund 160 Wissenschaftler*innen aus diversen Fachdisziplinen, wie zum Beispiel aus den Meeres- und Geowissenschaften, aus der Paläoklimaforschung, Paläozeanographie, Mikropaläontologie, marinen (Bio)Geochemie, Geobiologie, Paläoökologie, Petrologie, Hydrologie, Datenwissenschaft und Statistik.
Antragstellende Universitäten:
Universität Bremen (koordinierende Universität), Universität Oldenburg
Beteiligte Einrichtungen:
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven (AWI); Constructor University in Bremen; Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst (HWK); Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB) an der Universität Oldenburg; Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen (MPI-MM); Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen (ZMT)